15.05.2014

Komponistinnen unter Kritik



Werte Musikschaffende und im Musikbereich tätige Damen und Herren, wenn Sie folgenden LeserInnenbrief unterstützen möchten, der sich gegen einen in der Wiener Zeitung veröffentlichten Kommentar richtet - es Ihnen also auch wichtig ist, dass Komponistinnen und Komponisten in unserem engen und unterfinanzierten österreichischen Markt für neue Musik, nicht gegeneinander ausgespielt werden, weder als Einzelpersonen, noch im Kollektiv - möchten wir Sie ersuchen mit ihrer Unterstützung ein Zeichen gegen Diskriminierung zu setzen.   
Wenn Sie diesen LeserInnenbrief unterschreiben möchten, senden Sie bitte eine mail unter Angabe Ihres Namens und ihrer beruflichen Funktion und einem "JA" an: unterstuetzungserklaerung@gmx.at Die Unterschriften werden dort bis zum 14.5. gesammelt, danach wird der LeserInnenbrief an die Redaktion der Wiener Zeitung geschickt.

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Sehr geehrte Redaktion der Wiener Zeitung, sehr geehrte Damen und Herren,bezugnehmend auf den am 28.4.2014 in der Wiener Zeitung von Edwin Baumgartner veröffentlichten Kommentar zu „Quoten für Komponistinnen“:
gilt es, einige Unwahrheiten zu korrigieren und mit Vorstellungen aufzuräumen, die in der gegenwärtigen Realität der Musikwelt keinen Platz haben sollten.
Wir, MusikerInnen, KomponistInnen, DirigentInnen und im Musikbereich tätige Personen, wehren uns dagegen, dass Komponistinnen und Komponisten, Frauen und Männer, gegeneinander ausgespielt werden. Beide Geschlechter sind in der Musikwelt vertreten und als solche selbstverständlich zu beteiligen. Die Situation, dass eine weniger gute Komponistin einem besseren Mann, wie im Kommentar beschrieben, den ihm zustehenden Platz wegnehmen würde, kann man mit Blick auf die Statistiken und Zahlen getrost entkräften. Nach wie vor stehen an der Spitze der Musikwelt hauptsächlich Männer, und wesentlich mehr Werke von Komponisten als von Komponistinnen werden aufgeführt. Es sollte uns eine Bestrebung sein, diese historische Benachteiligung durch unsere Programmierung nicht noch weiter zu vertiefen, sondern aufzulösen.
Ein weiteres Kriterium ist, dass MusikerInnen, Ensembles, Festivals und Orchester in erster Linie darauf bedacht sind, Qualität und interessante Musik anzubieten. Dazu gehört die Programmierung von Werken ebenso wie deren Interpretation – Profile werden entwickelt und Schwerpunkte gesetzt. Wenn Komponistinnen und Komponisten programmiert und mit einem Auftrag bedacht werden, stehen demnach vor allem künstlerische und ästhetische Überlegungen im Vordergrund. Eine gesetzlich festgelegte Quote und beim Fördergeber beantragbare Prämie zur Aufführung der von Frauen geschriebenen Musik gibt es nicht.
MusikerInnen, Ensembles, Festivals und Orchester, die mit lebenden KomponistInnen arbeiten, zeichnet eine große Offenheit für die Gegenwart aus. Dazu gehört, dass gesellschaftlichen, sozialen und politischen Stimmungen nicht nur nachgespürt wird, sondern diese auch maßgeblich mitgestaltet werden. Offene Fragen werden bewusst thematisiert, und nicht selten werden musikästhetische Überlegungen damit verbunden. Musik war schon immer eine Botschafterin des Friedens und der Toleranz. Sie ist für alle Menschen gleichermaßen da. Diskriminierung jedweder Art – auch im kulturjournalistischen Bereich – sollte keinen Platz bekommen. Ein tendenziös diskriminierender und Unwahrheiten als undifferenzierte Halbwahrheiten vortäuschender Kommentar wie der oben genannte, wird deswegen von uns abgelehnt.

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